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Callso

Bücherdiele

Bücher & Autoren, Geschichten und Anekdoten, Stimmung, Spannung und Dramatik. Große und kleine Gefühle - alles geschrieben schwarz auf weiss

Die Putzfrau des Glücks!

Ich könnte am Samstag - Mark Watson

Xavier Ireland arbeitet nachts als Late-Night-Talker im Radio. Und tagsüber versucht er in London sein Leben zu meistern. Kein ganz leichtes Unterfangen. Er hat vor Jahren Australien verlassen, eine düstere Geschichte hat ihn dort alle Zelte abbrechen lassen und in England ein neues Leben mit einem neuen Namen beginnen lassen.
Aber Xavier ist nicht die einzige Person, deren Weg der Autor verfolgt. Wie ein Zahnrad greifen die Geschichten und das Aufeinandertreffen ineinander. Putzfrau Pippa, Schüler Justus, die Nachbarn Mel und Tamara, Lehrer Clive oder die Therapeutin Maggie, ihr Schicksal und ihre Entscheidungen sind unterschiedliche Nebenschauplätze im Buch.
Manchmal hat mich der Auftritt der zahlreichen Personen überfordert. Gerade auf den ersten 100 Seiten kommt man schwerlich rein ins Buch. Die Rückblenden aus Australien bleiben nebulös, zudem passiert am Anfang lange Zeit recht wenig.
Aber irgendwie ist das Schicksal und die Ereignisse der Beteiligten auch sehr, sehr clever aufgearbeitet. In der zweiten Buchhälfte gewinnt das Werk an Kontur. Die Vergangenheit wird klarer und die Protagonisten schrauben mehr an ihrer Zukunft.
Vergleiche mit „Zwei an einem Tag“ muss das Buch laut Cover standhalten. Eine hohe Hürde. Von Mark Watson hatte Überlebensgroß“ einen ganz starken Eindruck bei mir hinterlassen. An dieses Niveau kommt das Buch „Ich könnte am Samstag“ nicht ganz heran.
Insgesamt ein ganz ordentliches Buch, bei dem ich es zum Finale hin schade fand, dass die Geschichte schon endet. Ich hätte gerne noch eine Zugabe. Zudem wohl der einzige Roman auf der Welt, mit der Erkenntnis, dass auch eine (einfache) Putzfrau das Leben eines Radiomenschen umkrempeln kann. Der ausgesprochene Satz und Buchtitel „Ich könnte am Samstag“ wird das ganze Leben des Xavier verändern…

Krankheit, Leiden - Krebs!

So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! Tagebuch einer Krebserkrankung - Christoph Schlingensief

Das ist schon schwierig, ein Buch zu bewerten, dass sich mit Krankheit, Leiden und dem Tod beschäftigt. Kein fiktiver Roman, sondern ein intimer Bericht eines krebskranken Menschen. Zudem der Einblick bzw. das Tagebuch eines „Promis“. All das, was man sonst so über Bücher formuliert (spannend, toll geschrieben, unterhaltsam) kann man sich bei diesem Werk getrost sparen.

Ich muss zugeben, dass ich vorher wenig Zugang oder gar ein Anhänger / Bewunderer von Christoph Schlingensief war. Einer der Hauptargumente für den Kauf war tatsächlich der Buchtitel. „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!“, das finde ich als Aussage (udn Buchtitel) höchst beeindruckend und bezaubernd. Das Tagebuch einer Krebserkrankung hat mich bei meinem Spontankauf dann auch irgendwie angesprochen.

Schlingensief ist als Provakateur bekannt, in dem Buch nimmt er freilich eine ganz andere Rolle ein. Hilflos, ängstlich und demütig, so mag man das Gefühlschaos und die Gemütslage während der Erkrankung wohl am besten beschreiben.

Es gibt sicherlich Bücher, die bei einer solchen Erkrankung mehr Mut machen (Lance Armstrong fällt mir da ein), aber gut und wichtig ist dieses Buch allemal. Und wenn der Autor auch nur erzählt, wie man sich im Verlauf der Krankheit an Kleinigkeiten erfreuen kann, sei es, dass er es genießt, Händchen zu halten oder ein Stück Pflaumenkuchen zu essen…

Das Buch entpuppt sich als schwere Kost, liegt ob der Thematik sehr schwer im Magen. Und ich selbst bin dann wohl doch eher der Romanleser, insofern nur eine recht durchschnittliche Bewertung

In einigen Passagen war mir der christliche Bezug, die Gedanken an Kirche und Gott zu ausgeprägt, so dass für mich einige Längen aufkamen. Unterm Strich bleibt die eindrucksvolle Hilflosigkeit und die Ausweglosigkeit einer solchen Erkrankung. Zudem hat es mir den Menschen Christoph Schlingensief - trotz der furchtbaren Krankheit - näher gebracht. Und das auf eine angenehm zurückhaltende und sympathische Art…

Pech? Unglück? Halt dumm gelaufen...

Dumm gelaufen - Jason Starr

Erst kein Glück – und dann kam auch noch Pech dazu…

 

Am Anfang des Buches hält das Leben für Mickey aus Brooklyn noch einige Sonnenstrahlen parat. Er ist fleißig, kümmert sich um seinen kranken Vater und spart eifrig für sein Studium. Aber wie der Buchtitel „Dumm gelaufen“ verrät, meint es das Schicksal gar nicht gut mit ihm. Wettschulden, eine verzwickte Liebesbeziehung, ein ungehaltener und unzumutbarer Chef und ein Freundeskreis, der kriminelle Machenschaften plant. In kleinen Schritten zieht sich um Mickey ein Teufelskreis, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt, da gerade die Geldsorgen stetig wachsen….

Eigentlich eine ganz passable Story, aber der letzte Funke ist bei mir nicht übergesprungen. Sicherlich nimmt die Geschichte nach der Hälfte an Tempo, Spannung und Dramatik zu, aber irgendwie fehlte mir das gewisse Etwas.

 

Auch der Schreibstil von Jason Starr habt mich nicht vollends überzeugt. Häufig sind die Beschreibungen und Aufzählungen (so ungefähr: „Er ging nach Hause, aß ein Pizza, schalteten den Fernseher ein und ging dann schlafen..“) doch recht nüchtern und emotionslos. So fehlt trotz der Dramatik das Mitfiebern und der Raum für die großen Gefühle.


Meine Erwartungen an das Buch waren deutlich höher, deswegen von mir nur 4 Sterne.

Das Buch trifft den richtigen Ton. Volle Punktzahl!

Hoffnung ist Gift - Iain Levison, Walter Goidinger

Respekt! Tolle Story, tolle Umsetzung, höchste Unterhaltung! Das Buch trifft einfach die richtigen Töne. Ein angenehme Mischung aus Spannung und Gefühl, gepaart mit einer hohen Intensität. Ein klein wenig süffisant und angenehm distanziert. Der Autor Iain Levison hat mir prima gefallen. Aus der starken Geschichte ist ein fesselndes Buch geworden. Die Worte sind so wohldosiert, klug, sparsam und intelligent gewählt – ganz stark! Keine plumpe Effekthascherei, zwischendurch sind sogar wohlige, ruhigere Töne zu vernehmen …


Die Story:
Jeff Sutton ist Taxifahrer in Dallas. Plötzlich wird der Single aus seinem normalen Leben gerissen. Urplötzlich findet er sich in Einzelhaft und der Todeszelle wieder. Mordanklage, weil seine Fingerabdrücke auf einem Fenster vorgefunden wurden. Aus der Überraschung wird entsetzen, keiner glaubt an seine Unschuld, nicht einmal der eigene Anwalt. In der Folge wird das unbarmherzige Leben im Gefängnis mit Schwerverbrechen intensiv geschildert.


Beispiel: „Ich frage mich, ob ich im Begriff bin, verrückt zu werden. Würde ich es überhaupt merken. Ich bin der normalste Typ, den ich kenne, doch der einzige Mensch, mit dem ich näheren Kontakt habe, ist ein ausgewachsener Psychopath.“
Es beginnt der Prozess, der recht ausweglos startet…


Man leidet mit Taxifahrer Jeff mit, auch wenn der Roman immer eine ganz angenehme Distanziertheit behält. Auf den letzten Seiten ebbt die besondere Stimmung ein wenig ab, nichtsdestoweniger ein sehr, sehr schönes Buch, das absolut lesenswert ist!

Yes; ein Buch ohne Schwächen - einfach genießen

Überlebensgroß: Roman - Mark Watson

Und es hat Zoom gemacht! Ein Buch über einen Fotografen, speziell über einen Hochzeitsfotografen. Ein Roman, der Spaß macht, der gut unterhält, der keine Längen hat und eine wunderbare Stimmung transportiert.


Die Hauptperson Dominic Kitchen hat es nicht immer ganz leicht. Die Familie entpuppt sich in vielen Kleinigkeiten als nicht immer ganz leicht. Schwester Victoria dient als Vorbild, Freundin und Geliebte! Andere Familienmitglieder sind deutlich schwieriger im Umgang. So entsteht mit der Zeit eine Londoner Familiensaga, die Emotionen, Schicksalsschläge und typischen Familienzwist parat hält. Auf Dominic wartet ein Gefühlsdschungel, die große Liebe, das Großwerden der Tochter und andere kleinere Anekdoten und Abenteuer…

 

Ich kann es schwer beschreiben, aber das Lesen des Romans hat einfach viel Freude bereitet. Auch wenn ernstere und unschönere Themen behandelt werden, die Hauptperson manövriert sich lange Zeit mit einer gewissen Leichtigkeit durch das Leben. Aber mit zunehmender Dauer nehmen die Dramen und Emotionen zu.

Mark Watson schreibt so angenehm, so authentisch, so lebensnah. Die Charaktere sind sehr ausgeprägt und sehr fein skizziert.

 

Der Roman hat viele Stärken und zeigt sich von vielen Seiten. Und trotz langen Überlegens habe ich nach Schwächen gesucht: ich habe keine gefunden!

DIE Liebesgeschichte der Liebesgeschichten

Zwei an einem Tag - David Nicholls, Simone Jakob

Manchmal hab ich Angst vor so „dicken Schinken“. 540 Seiten - eine ganz Menge Holz. Aber der Respekt war gänzlich unbegründet. Man taucht gleich ein in die pralle Geschichte, die vom ersten Moment an bestens unterhält und fesselt.

 

Viel Inhalt, viel Gefühl, eine intensive Lovestory, das aber wohlgemerkt ohne jeden Schmalz. Tiefgang, Trauer, Liebe, Enttäuschung, Tragik, Freude und spannende Episoden. Der Erzählstil mit den beiden Protagonisten Ema und Dexter, deren Entwicklung in 20 Jahren jeweils am 15. Juni umfassend betrachtet werden, fesselt und macht ungemein viel Freude.

 

Die Geschichte ist inhaltlich aber als auch schriftstellerisch prima umgesetzt. Wenn aus Freundschaft Liebe werden soll. Wenn die über die Jahre gepflegte Freundschaft in die Brüche geht. Wenn die Zuneigung, mal mehr oder weniger ausgesprochen, immer vorherrscht, aber keiner den entscheidenden Schritt wagt. All das wird erzählt, gelebt, gefühlt - und nebenbei wird auch noch viel gelacht. Eine ganz bunte Geschichte über Beziehungen, Hoffnungen, Showbusiness und das wahre, unverschönte und reale Leben! Ein Roman mit Charme, Witz und romantischem Londoner Flair. Ein Frauenroman? Nicht unbedingt!


Vielmehr eine fantastische Liebesgeschichte, die mich sehr in den Bann gezogen hat. Eine Story, die trotz der Fülle keinerlei Längen hat. Fünf Sterne - aber hoppla.

Enttäuschung auf ganzer Linie

Überman - Tommy Jaud

Mensch, welch Vorfreude! Das schreibt der noch junge Altmeister des Humors deutscher Zunge ein neues Werk, so dass man mit hohen Erwartungen im neuen Büchlein blättert. Leider macht sich dann doch schnell Ernüchterung und etwas Enttäuschung breit. Ist das wirklich die Fortsetzung der sagenhaft komischen Simon-Peters-Saga? Zu verworren, zu hektisch, zu unglaubwürdig kommen viele Passagen daher… Die Story selber ist so verschroben und so unglaublich (bis unrealistisch), dass wir die an dieser Stelle mal aussparen wollen. Das Buch nimmt dabei immer wieder aktuelle Themenfelder auf. Von „Schlag den Raab“, über „Griechenland-Krise, Weltuntergang am 21.12.2012 und dem bedeutenden „Let´s dance-Finale“ von RTL. Als Zeitschriftenkolumne durchaus in Ordnung, aber in Buchform wirkt das manchmal etwas fehlplatziert.

Ansonsten ist und bleibt Tommy Jaud der Altmeister des deutschen Humors. Sprachlich super, und ganz viele fein auf den Punkt geschriebenen (und gebratenen) Situationen. Das sind die jaudschen Stärken. Gleichwohl haben seine herausragenden Bücher „Resturlaub“ und Hummeldumm“ deutlich mehr gegriffen und haben auch deutlich mehr Spaß gemacht.

Es bleiben bei der Komik leider einige (unerwartete) und unspaßige Kritikpunkte: Das Buch ist beim Lesen nicht so geflutscht. Die Geschichte kommt für mein Dafürhalten nicht so flüssig daher. Eher reiht sich Anekdote an Anekdote mit einzelnen mittelkurzen Kapitel, die die Geschichte selten richtig vorantreiben. So wirkt die Story etwas dünnlich, auch wenn einzelne Passage (das Jamie-Oliver-Kochen, der Finanzberater) herrlich komisch sind. So gibt es nur 3 1/2 Sterne, das Buch und die Story sind halt skurril der Marke XXL - manchmal wäre freilich weniger Überman etwas mehr (menschlich) gewesen

Prima Lektüre von Nicholas Evans!

Feuerspringer (Taschenbuch) - Nicholas Evans

Emotional, spannend, gefühlvoll, interessant, sehr unterhaltsam und vor allen Dingen sehr lesenswert. Eine prima Lektüre - klare fünf Sterne. Nicholas Evans ist ein phantastischer Geschichtenerzähler, der sowohl in früheren als auch späteren Büchern immer wieder durch seine riesige Erzählkraft überzeugt. „Feuerspringer“ tritt dafür ebenfalls den Beweis an: Eine Geschichte über zwei Freunde (Ed und Connor), die als Feuerspringer Leben retten und Feuer bekämpfen. Mit Julia lernt Ed die große Liebe kennen. Aber auch Connor hegt große Gefühle für die Frau. Während Ed bei einem Einsatz erblindet, tritt Connor die Flucht als Fotograf überwiegend in Krisengebieten und in Afrika an. Es entwickelt sich eine packende Story um Freundschaft, Liebe, Flucht, Tod, Familie und über das Suchen und Finden. Einziger Kritikpunkt: Vielleicht waren die Kapitel in Afrika zu kontruiert, zu simpel und zu unrealistisch. Für meine 100. Rezensionfürwahr dennoch ein würdiges Buch. „Feuerspringer“ ist für mich ein Paradebeispiel einer großartigen Story. Ein pralles Werk mit knapp 480 Seiten und mit viel Schmackes.

Krimi & Komödie - grandios...

Ship Ahoy - Tim Binding

Da isser wieder: Al Greenwood, der ebenso liebenswerte wie fiese Liebling aus dem englischen Cornwall. „Nach „Cliffhanger“ und „Fischnapping“ hat der phantastische Tim Binding den dritten Teil der Mord-am-Kliff-Saga fabriziert. Und „Ship Ahoy“ reiht sich nahtlos in die beiden starken Vorgänger ein. Und wieder dreht sich das ganze Buch um das wilde Treiben des Al Greenwood. Und der bleibt sich, seinen Marotten und seinen einzigartigen Handlungsmustern natürlich treu: durchtrieben, ausgebufft, abgezockt, ideenreich, charmant und wunderbar hinterhältig. Aber bei Al drückt man alle Augen zu und drückt zugleich feste die Daumen, dass er die schweren Hürden immer meistert. Aus dem Ex-Mörder, Ex-Knacki und Ex-Taxifahrer Al ist zudem ein Künstler geworden. Der Koi-Liebhaber ist trotz seiner neuen Liebe Emily weiterhin hauptsächlich Lügenbaron, Lebenskünstler und gewiefter Taktiker. Und mordet Al wieder? Klar, er kann gar nicht anders, als Leute zu belügen und regelmäßig Menschen in die Tiefe zu befördern… Ansonsten taucht Gattin Audreys nach ihrem Gefängnisausbruch urplötzlich auf. In dem Mix aus Krimi und Komödie geht es ferner um Schmetterlinge, Corny Pastys und Schiffsreisen. Ein Buch, das nach rund 80 Seiten so richtig Fahrt aufnimmt. Die vielen liebegewonnen Charaktere tauchen alle wieder auf und werden prima weiterentwickelt. Voller Spannung und voller Witz folgt man der Story. Wieder mal sehr subtil und sehr clever. Ich habe jede Seite genossen. Ob die Story weitergeht? Fast scheint es, als sei ein Ende gefunden. Egal, zunächst bin ich sehr, sehr dankbar über ein wundervoll unterhaltsames Buch. Von mir gibt es ein riesiges Empfehlungsschreiben für dieses Buch. Grandios!

Sehr schräg, sehr skuril...

Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters - Tilman Rammstedt

Das mutet alles wieder sehr merkwürdig an, bei dem feinen Herrn Rammstedt. Mit so einem stinknormalen Buch ist es beim exzentrischen und extrovertierten Autor wieder nichts geworden. Rammstedt ist und bleibt ein Wortakrobat, ein Jongleur der Sprache und ein gezielter Messerwerfer der kuriosen Ideen. Und dieser so hochtalentierte Autor ist und bleibt ein Zauberer: Er hat mir zumindest in dem neuen Werk „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“ fast auf jeder Seite ein feines Lächeln ins Gesicht gezaubert. Es geht kurios zu. Und es geht furios zu. Voller Ironie, voller wahnwitzige Ideen und voller gedanklicher Sackgassen. Zum einen sind da die zahlreichen und üppigen Briefe an den Actionhelden Bruce Willis. Und dann ist da die aberwitzige Beschreibung des Bankberaters. Dazu nehme man eine Prise Action, eine gesunde Portion aus Verzweiflung und Aktionismus und schwupps, eine abwechslungsreiche und gelungene Mischung findet sich in Buchform wieder. Trotz aller furiosen Eloquenz in dem Buch, für den fünften Stern fehlt mir manchmal die letzte Seriosität und der letzte Durchblick, Denn auch am Ende bleiben viele Fragezeichen. Eine wichtige Anmerkung bleibt indes. Wer macht solche Buchpreise? Kann man die Buchmafia verklagen? Muss deutsche Sprache (und niveauvolle Kultur) so teuer sein? Oder stecken Sie sich etwa, sehr verehrter Herr Rammstedt, so viel Geld ein, weil Sie noch einzelne Raten oder Altlasten an beispielsweise Ihren ehemaligen Bankberater tilgen müssen? 155 Seiten, für 18,99 Euro – das sind ja Freudenhauspreise (auch wenn in diesem speziellen Fall das Buch das Geld durchaus wert ist…) Seien Sie sich meiner amtlichen Beschwerde gewiss…

Ein Revoluzzer auf dem Rad...

Vollkasko: Roman - Rolf Bläsing

Vollkasko“ von Rolf Bläsing – ich hatte ein heiter und beschwingtes Buch erwartet. Mitnichten. Es wurde eine recht eindrucksvolle Studie eines Mannes, der viel wagt und mutig gegen den Trend agiert. Freilich ein Buch, das etwas bieder daherkommt.
Arno Eggenthal beschließt aus ökologischen Gründen, ein Jahr lang kein Auto zu benutzen und in keinem Auto zu fahren. Und dass, obwohl er dörflich wohnt und ihn seine Frau sehr, sehr schief anschaut. Ein schwieriges Unterfangen, bei dem er seine Ehe mit Silke und auch fast seinen Job als Bibliothekar aufs Spiel setzt.
Der Autor schildert die Strapazen, das Unverständnis seiner Mitmenschen und die Suche nach den Bahnverbindungen und den richtigen Klamotten. Zudem werden die anstrengenden Radfahrten ausführlich geschildert. Dabei schreibt Bläsing etwas zu steril, zu distanziert und zu nüchtern. Die Grundidee ist durchaus spannend, da immer mehr Spannungen in der Luft liegen.
Eigentlich kommt das Buch aus der Humor-Ecke, auch der Vorgänger „Der Halbmarathon-Mann“ war unterhaltsam und witzig. Geschmunzelt habe ich bei dem aktuellen Werk aber höchst selten...
Das Buch bleibt etwas hinter den Erwartungen zurück, auch weil sich der Autor manchmal an Rückschauen mit alten Motorradtouren verliebt. Dort wird es dann zu detailgenau. Und genau diese Feinheiten und diese Gefühle fehlen manchmal in dem zwischenmenschlichen Alltag….

Herz und Hirn, Liebe, Tod und Trauer

Sieben verdammt lange Tage: Roman - Jonathan Tropper

Fünf Sterne für ein überragendes Buch! Warum? 1.Jonathan Tropper hat es erneut geschafft, ein gefühlvolles, spannendes und extrem unterhaltsames Buch zu kreieren. Ein Werk mit Herz, Hirn und viel Humor. Das ist bereits mein fünftes Buch des US-Autors, das Warten auf ein neues Werk hat begonnen. 2. Es ist die hohe Bandbreite, die der Autor einschlägt. Liebe, Tod, Trauer, Familie und viele kleine Krisen. Wir begleiten die ganze Familie Foxmann, die wir mit viel Inhalt, viel Gefühl und zahlreichen Höhen und Tiefen beobachten. Die siebentägige Totenwache für den verstorbenen Vater bildet dabei den Rahmen. Zudem wurde Hauptperson Judd gerade von seiner Frau mit seinem Chef betrogen. 3. Tragik und Dramatik hin oder her, dem Buch gelingt es , nahezu auf jeder Seite richtig komisch zu sein. Die süffisante Art des Autors, diese herbe Ironie, die feine Darstellung der Charaktere und die klasse Dialoge. Das zusammen garantiert beste Unterhaltung 4. Unglaublich aber wahr: Jonathan Tropper ist mit seinem fünften Buch noch erwachsener geworden. Neben den großen und kleinen Gefühlen strotz das Buch nur so vor Sex. Keine Hemmungen, keine Tabus, bei den „Sieben verdammt langen Tagen“ werden kräftig die Hüllen fallen gelassen. 5. Welch ein schlimmes Gefühl. Man nähert sich dem Ende des Buch, möchte aber einfach nicht, dass die Geschichte aufhört. So geschehen bei „Sieben verdammt lange Tage“. Trotz der prallen 440 Seiten, keine Längen und es kommt keinerlei Langeweile auf; vielmehr wünscht man sich die Fortsetzung der feinen Geschichte

Harter Tobak und ein wichtiges Buch!

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Gebunden) - John Green

Ganz schön harter Tobak! Bei diesem Buch müssen auf dem Beipackzettel die Nebenwirkungen klar deklariert werden: Achtung: dieses Buch macht einen sehr, sehr traurig. Aber zugleich lässt einen der Roman immer wieder schmunzeln. Gerade im letzten Drittel wird es hart, bitter, grausam und fürchterlich traurig. Ein sehr intensives und hochemotionales Buch, das bei mir als Leser klare Spuren hinterlassen hat. Es geht um Krankheit, Freundschaft, Familie und Trauer. Und die Krankheit Krebs ist allgegenwärtig. Es geht um Literatur und die Reise nach Amsterdam. Vor allen Dingen geht es aber um die junge Liebe der beiden 17-jährigen Hazel Grace und Gus. Und es geht eben auch um den Tod. Wahrlich keine leichte Mischung, aber Autor John Green schafft es in bemerkenswerter Weise, dem Roman eine erstklassige Leichtigkeit zu verschaffen. Der unbeschwerte Schreibstil, die humorvollen Dialoge und die starken Protagonisten machen das Buch sehr, sehr lesenswert. Leichte Abzüge gab es für mich für das erste Drittel, wo - meiner Meinung nach - der Roman etwas ziellos dahinschlenderte. Nach dem Lesen war meine Gefühlslage ähnlich, wie wenn man die Filme „The day after“ oder „Schindlers Liste“ gesehen hat. Ob der gesamten Tragik kein wirkliches schönes Buch, aber ein ungemein wichtiges Werk!

Still Missing: Kein Entkommen - Chevy Stevens

Die kanadische Autorin Chevy Stevens hat mit „Never Knowing“ in über 490 Seiten ein packendes Werk abgeliefert. Ein wirklich gut gemachter Thriller. Ein sich steigender Spannungsbogen, eine latente Bedrohung durch einen schlimmen Psychopathen und sehr fein konstruierte Charaktere, das sind die Punkte, mit denen der Roman punktet. Von der Autorin hatte ich zuvor schon „Still missing“ gelesen, ein prächtiges Buch, das mir sogar noch eine Spur besser gefallen hat.

Die Story: Die 33-jährige Sara lebt glücklich mit Tochter Ally und will demnächst Levan heiraten. Da sie als Baby adoptiert wurde, möchte sie vor der Hochzeit ihre leiblichen Eltern kennenlernen. Es beginnt das Gruselstück: Es stellt sich heraus, dass ihr Vater ein auf der Flucht befindlicher Massenmörder ist. Der treibt ein Katz-und-Maus-Spiel mit Sara und der Polizei und treibt seine Tochter so langsam an den Rand des Wahnsinns.

Chevy Steven gelint es erneut in hervorragender Manier, eine Handlung aufzubauen, der man bedingungslos folgt. Die Personen sind fein charakterisiert und deswegen sehr lebendig und realistisch.

Minuspunkte gab es für die ersten 100 Seiten, die noch etwas verhalten begannen. Und auch das erneut gewählte Stillmittel mit dem Berichten an die Psychologin (wie bei „Still missing“ ) fand ich dann etwas einfallslos. Dafür hält das Ende noch eine faustdicke Überraschung bereit.

Ein liebenswerter Scheißkerl...

Cliffhanger - Tim Binding

Al Greenwood ist ein liebenswerter Scheißkerl. Ein fieses Ekelpaket, dem man irgendwie ganz viele Sympathien entgegen bringt. So drückt man bei seinen unglaublichen Machenschaften immer feste die Daumen. Egal, ob Al die junge Miranda hinterhältig von Klippe stößt. Wobei man über die Person, die nach dem Sturz sterben musste, sehr lange Zeit im Unklaren ist. Egal, ob er die alte Nachbarin Alice (Schnüffelnase) brutal die Treppe runter befördert. Egal, der Macho und Sprücheklopfer hat einen unglaublich hohen Unterhaltungswert.

Das Werk sprüht vor Drehungen, Wendungen, Lügen und fiesen, makaberen Ideen. Rund um das englische Kliff, entwickeln sich um das Taxi, um die Fische, die Nachbarschaft und die örtliche Polizei ein Krimi, der zwischen Komödie, Bauerntheater und Drama ansiedelt. Das alles fabriziert in einer Lässigkeit und einem Tempo, das viel Spaß macht…

Ich habe den Fehler, gemacht, dass ich die Fortsetzung „Fischnapping“ vor dem „Cliffhanger“ gelesen habe. Und ich bin der Meinung, dass mir die Fortsetzung noch besser gefallen hat. „Cliffhanger“ war ein sehr gutes Buch, „Fischnapping“ ein sehr, sehr gutes Buch. Tim Binding ist als enorm einfallsreicher Autor brillant. Der vielzitierte britische Humor und dieser eigenartige und witzige Schreibstll sind äußerst empfehlenswert. Auf geht es jetzt zu Band drei…

Ein Buch voller Musik und Zitaten...

Zeit für Plan B - Jonathan Tropper, Veronika Dünninger

Die Bücher von Jonathan Tropper sind immer lohnenswert. Auch dieser Roman ist wieder pickepackevoll. Wieder ein Gesamtwerk mit den bekannten Zutaten: viel Inhalt, viel Herz(schmerz), eine gewisse Dramatik und ein ordentlicher Spannungsbogen. Und erneut lebt das Buch von den starken und intensiven Charakteren. Das noch größere Plus von Tropper ist die Leichtigkeit, mit der er den schwierigen und gewichtigen Stoff so selbstverständlich und zwanglos an uns Leser weiterträgt. Tropper schreibt so angenehm locker! Dabei bilden der trockene Humor, die knackigen und frechen Dialoge und der stete Spanungsbogen die bekannten Stärken des Autors. Zudem ist das Buch voll mit Musik, Zitaten und Filmen aus den 80ern…. In „Zeit für Plan B“ geht es überwiegend um die Freundschaft von Ben, Chuck, Alison, Lindsey und Jack. Letztgenannter ist ein beliebter und bekannter Schauspieler, der jedoch ein massives Drogenproblem hat. Seine Freunde fassen den Plan, ihn zu entführen, um ihn zu verschleppen und einzusperren und ihm ungefragt beim Drogenentzug zu helfen. Kein leichtes Unterfangen und der Plan hat einige Tücken. Das alles wirkt wie ein US-Kinoblockbuster- als Buch wirkt es halt noch viel besser… Das Erstlingswerk „Plan B“ von US-Schriftsteller Jonathan Tropper aus dem Jahr 2000 hat mir sehr gut gefallen. Fast fünf Sterne, einzige Schwäche: nicht immer wirkt alles ganz realistisch. Seine darauf folgenden Bücher („Der Stadtfeind Nr. 1“, „Enthüllt“ und „Mein fast perfektes Leben“) gefielen mir sogar noch besser…